Die Akte „Bill Cosby“ ist eine, die kaum trauriger sein könnte. Vom Schulabbrecher, zum Stand-up-Comedian über den gefeierten Serienstar bis hin zum verurteilten Sexualstraftäter. Kaum eine Karriere war so bewundernswert und ging so in die Brüche wie seine.
Vor allem auch deswegen, weil er vielen Afroamerikanern Hoffnung auf eine bessere Zukunft gab. Er wurde in einer Zeit berühmt und zu einer Vaterfigur, in der es „so etwas“ nicht geben durfte – vor allem nicht in den USA.
Schon im Februar 2000 wurde der erste Vorwurf der sexuellen Belästigung laut, die von der Schauspielerin Lachele Covington ausging. Doch weil die Polizei dem nicht nachging, verlief dieser Fall im Sande. Im Januar 2005 meldete sich die Basketballerin Andrea Constand, die ihm vorwarf, Bill Cosby habe sie unter Drogen gesetzt und sich dabei befriedigt. Auch dieses Verfahren wurde eingestellt, woraufhin sie nicht nur Schmerzensgeld und Schadensersatz forderte, sondern auch den Stein ins Rollen brachte. 13 weitere Frauen wurden als Zeugen genannt. Daraufhin folgte eine Zahlung und eine außergerichtliche Einigung.
Doch 2014 ging es weiter, als eine Zeugin den Schauspieler abermals wegen Drogeneinflößung und Vergewaltigung anklagte.
Mittlerweile sind es nicht ganz 60 Frauen, die ähnliche Vorwürfe vorbringen. Dazu gehörte auch die Carla Ferrigno, die Ehefrau von Lou Ferrigno.
Den ganzen Fall hier noch einmal aufzurollen würde wohl den Rahmen sprengen, aber es folgte eine regelrechte Hetzjagd nach den Frauen, denen nicht selten Lügen und Intrigen vorgeworfen werden, aber auch nach Bill Cosby, dem viele solche Verbrechen einfach nicht zutrauen. Mittlerweile sind allerdings auch gerichtliche Beweise und Geständnisse veröffentlicht worden, aus denen hervorgeht, dass der Schauspieler Betäubungsmittel nutzte, um eine Frau zu missbrauchen.
Ende April wurde er wegen „unsittlichem Angriff“ in drei Fällen schuldig gesprochen. Im Juli dieses Jahres wird ein weiteres Gerichtsverfahren wegen sexuellen Missbrauchs anberaumt.
Bill Cosby drohen derzeit bis zu 30 Jahre Haft, 10 Jahre pro Frau, pro Vergehen. Wie hoch das Strafmaß aussehen wird, muss erst noch festgelegt werden. Mit Spannung wird es wohl am meisten von den Opfern erwartet.
Das Problem ist, dass viele Fälle schon verjährt sind, weswegen sie nicht mehr in den Gerichtsverhandlungen berücksichtigt werden können.
Wie focus.de wird es dem Schauspieler aber dennoch vergleichsweise „gut“ im Knast gehen. Da er fast blind ist und einen Rollstuhl braucht, könnte es passieren, dass er einen Mitinsasse gestellt bekommt, der ihm bei den täglichen Aufgaben hilft. Da Cosby so alt ist und dazu Erstinsasse, gibt es außerdem Hilfe bei der Eingewöhnung. Weil er berühmt ist, heißt es, dass ihm auch ein Extra-Wachmann zur Seite gestellt werden könnte.